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6.Die Dampfbehandlung mit Heilkräutern

Dr. Yujian Xu

(Universität für Traditionelle Chinesische Medizin Nanjing)

 

Was ist die Heilkräuter-Dampftherapie?

Heilkräuter-Dampftherapie bezeichnet die Behandlung mit Dämpfbädern und das Einschleusen der Heilkräuterdämpfe durch die Poren der Haut. Dabei wird der Dampf verwendet, der durch das Kochen bestimmter Heilkräuter entsteht. Ziel der Heilkräuter-Dampftherapie ist, mit einer äußerlichen Anwendung Beschwerden zu heilen und Krankheiten vorzubeugen.

 

I. Der Wirkmechanismus der Dampfbehandlung mit Heilkräutern:

Die Haut ist das größte Organ des Menschen. Die Haut dient nicht nur als Schutzorgan des Menschen, sondern sie hat auch eine sensorische Funktion,  insbesondere dient sie der Aufnahme, der Absonderung und der Durchlässigkeit sowie der Ausscheidung bestimmter Stoffe. Aufgrund der physiologischen Beschaffenheit der Haut wirkt die Behandlung pharmakologisch in den Blutkreislauf hinein.

Die Absorption und Durchlässigkeit der Haut hängt vom Feuchtigkeitsgrad ab. Die Feuchtigkeit der Kräuterdämpfe erhöht die Hautdurchlässigkeit. Die Heilkräuter-Dampftherapie basiert auf der Kombination von feuchter Wärme mit Heilkräutern.

 

1.Die physikalische Wärmeeinwirkung:

1) Die Wärmeeinwirkung erweitert die Gefäße, beschleunigt die Blutzirkulation, verbessert die Mikrozirkulation, erhöht die Stoffwechselleistung infolge der Intensivierung des intra- und extrazellulären Austauschs durch die Optimierung der Enzymaktivität.  Diese Vorgänge versorgen das Gewebe optimal und bewirken eine deutliche Regeneration des Gewebes.

2) Weichteilschäden sind gemeinsame pathologische Veränderungen bei lokalem Kapillar-Bruch, Hämatomen und Ansammlungen von Gewebeflüssigkeit. Dabei führt eine große Anzahl von dort hergestellten und kumulierten aseptischen entzündlichen Exsudaten und Schmerz auslösenden chemischen Botenstoffen zu einer lokalen Schwellung und Schmerzen. In diesen Fällen empfiehlt es sich, mittels heißem Dampf die Poren anzuregen, sich zu öffnen, bis am ganzen Körper Schweiß aus den Poren tritt. Dabei können die Produkte der aseptischen Entzündung sowie die chemischen Botenstoffe aus dem Körper ausgeschieden werden. Die verbesserte Durchblutung und der beschleunigte Venen- und Lymphrückfluss regen das körpereigene Gewebe dazu an, die lokale Resorption von Exsudat zu fördern. Die lokalen entzündlichen Exsudate und die Schmerz auslösenden chemischen Botenstoffe werden beschleunigt transportiert. Die gleichzeitige Entgiftung und Ausscheidung kann Schwellungen und Schmerzen lindern.

3) Die Wärmetherapie wirkt beruhigend bei Reizungen von Muskeln, Nerven und Bindegewebe und führt zu Muskelentspannung, Krampflösung sowie zur Linderung spastischer Schmerzen.

 

2. Die Eigenwirkung der Kräuter:

Bei der Dampftherapie werden ausschließlich natürliche Heilkräuter aufgekocht. Die im Wasserdampf gelösten Bestandteile sind z. B. Alkaloide, vegetative Aminoglykosid-Antibiotika, Gerbstoffe, Spurenelemente und Aromen wie Ketone, Aldehyde, Alkohol, ätherische Öle usw., die sowohl inhaliert als auch über die Haut resorbiert werden.  Dadurch wird  eine pharmakologische Wirkung im Blutkreislauf erzeugt. Es kommt zu einer positiven Wirkung auf das Gewebe und die Organe.

 

II. Die Hauptwirkung der Kräuter-Dampftherapie

1. Pathologische Winde werden vertrieben und Feuchtigkeit wird eliminiert. Durch Erwärmen des Meridians werden Kälte und Obstruktionen beseitigt. Die Meridiane werden durchlässig gemacht, der Fluss von Qi und Blut in den Meridianen wird angeregt. Dies bewirkt Muskelentspannung, Abschwellung und Schmerzlinderung. Verschiedene Schmerzzustände und Krankheiten lassen sich damit behandeln – auch kalte Hände und Füße.

2.  Antibakteriell, entzündungshemmend, Parasiten vernichtend und Juckreiz stillend. Entfernung von nekrotischem Gewebe und Förderung des Granulationsgewebes, Behandlung von verschiedenen Hauterkrankungen. Gleichzeitig wird Endokrinie reguliert, die Haut mit Nährstoffen versorgt und eine kosmetische Wirkung erzielt.

3. Schweiß fördernd, überflüssiges Wasser wird durch Schwitzen ausgeschieden. Stoffwechsel anregend, überzählige Kalorien und Fett werden abgebaut. Die Behandlung kann das Körpergewicht senken und den Teint klären. Das Gesicht erscheint wieder schön und gepflegt. Es kommt zu einer Gewichtsreduktion und einer schlankeren Körpersilhouette.

4. Die angewendete Wärme entspannt den ganzen Körper und dessen Strukturen. Stress wird abgebaut. Die Schlafqualität kann auch verbessert werden. Müdigkeit und Erschöpfung werden beseitigt und die Energie nimmt zu.

5. Die Kräuter-Dampftherapie reguliert Yin und Yang, Qi und Blut. Die Funktion der Organe wird verbessert, wodurch sich der Allgemeinzustand erholt. Das Immunsystem wird gestärkt und Energie aufgebaut. Darüber heilt sie Beschwerden oder beugt Erkrankungen vor.

 

III. Indikation - Welche Krankheiten können mit dieser Methode behandelt werden:

1. Halswirbelsäulensyndrom, Tennisellbogen, Schulterverspannungen,  Rückenschmerzen,  Ischias, Weichteilverletzungen, Sehnenscheidenentzündung, Arthrosen,

2. Rheumatismus, Rheumatoidarthritis, Spondylitis, Gelenkschwellungen, -schmerzen und –versteifung nach Operationen, Muskelschwund usw.

3. Taubheitsgefühl, Schwäche und Lähmung infolge von Schlaganfall und neurologischen Erkrankungen.

4. Verdauungsprobleme, z. B. chronische Gastritis, chronisches Reizdarmsyndrom, chronische Kolitis.

5. Erkältung, allergische Rhinitis, Sinusitis, chronische Rachenentzündung, chronische Bronchitis, Asthma.

6. Schmerzhafte Regelblutung, Menstruationsstörungen, Amenorrhoe, Adnexentzündung, chronische Beckenentzündung, klimakterisches Syndrom.

7. Neurodermitis, Akne, Chloasma,  Ekzeme, allergische Dermatitis, insbesondere altersbedingtes Hautjucken.

8. Schlaflosigkeit.

9. Fettsucht (Adipositas).

10. Schönheitspflege für Haut und Gesicht.

 

IV. Vorteile der Kräuterdampftherapie:

Durch die direkte Behandlung der Haut kann von der Einnahme von Medikamenten abgesehen werden. Das hat zahlreiche Vorteile: Schleimhäute, Magen und Leber werden nicht unnötig durch starke Pharmazeutika belastet.. Die direkte Behandlung der betroffenen Zone, wie z. B. Hautoberfläche, Gelenke, Muskeln etc. ist wesentlich effektiver im Vergleich zur Einnahme von Kräuterpräparaten und anderen Medikamenten. Die heilenden Kräutersubstanzen können direkt über die erkrankten oder schmerzenden Zonen aufgenommen werden, wodurch deren Wirkung um ein Vielfaches steigt. Allergische Reaktionen sind im Unterschied zu Pflaster, Salben und aufgetragenem Pulver bei der Kräuter-Dampfbehandlung nicht zu erwarten. Höchst selten wird von Unverträglichkeiten berichtet.

Die Kräuter-Dampftherapie setzt sich aus rein pflanzlichen Substanzen zusammen, schädliche Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten.

 

V. Vorsichtsmaßnahmen:

1. Die Kräuterdampf-Behandlung kann nicht bei jedem selbständig angewendet werden. Bei hohem Alter oder schwachen Personen sollte der Arzt vorher konsultiert werden.  Auch sollten sie während ihrer Behandlung überwacht werden, um Temperatur und Dauer rechtzeitig kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren zu können.

 

2. Trotz des breiten Anwendungsspektrums der Kräuter-Dampfbehandlung sind einige Ausnahmen zu berücksichtigen. Voraussetzung für die Heilkräuter-Dampftherapie ist eine Diagnose gemäß der TCM, die alle Symptome und Anzeichen analysiert, einschließlich Ursache, Natur und Lokalisation der Erkrankung und des physischen Zustands des Patienten. Zudem richtet sich die Auswahl der Kräuter nach der persönlichen Körperkonstitution und dem individuellen Krankheitsbild. Entsprechend unterschiedlich ist die Wirkung der Kräuter-Dampftherapie.

 

3. Die Anwendung sollte möglichst in Halb-Rückenlage erfolgen, da das Schwitzen beim Sitzen und Stehen eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und dadurch Schwindelanfälle verursachen kann.

 

4. Vorsicht! Die Heilkräuter-Dampftherapie darf nicht angewendet werden bei:

1) Hunger, Erschöpfung, direkt nach Nahrungsaufnahme.

2) bei hämorrhagischer Krankheit, während der Menstruation.

3) bei hohem Fieber, offenen Wunden, Infektionsherden.

4) bei schweren Herzerkrankungen sowie Hypertonie.

 

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